Mauritius

April 2018 ·Africa·

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Mauritius - Teil 2

Mauritische Banken: eine sichere regionale Startrampe

Afrikanische Banken wenden sich — wegen ihrer Fachkompetenz — an mauritische Kreditinstitute

Als Mauritius’ zweitgrößte Bank, die State Bank of Mauritius (SBM), von der länderübergreifenden Han­­dels­finanzierungsbank, der afri­­­kanischen Export-Import-Bank Afre­xim­bank auserwählt wurde, Börsengang und -notierung mit Hinterlegungsscheinen an der mauritischen Börse vorzunehmen, war dies eine echte Neuheit: Es war das erste Mal, dass eine länderübergreifende Institution ein Finanzinstrument an einer afrika­nischen Börse ausgibt. Durch Afreximbanks gesteigerte Kapi­ta­lisierung ermöglichte SBM deren Fi­nan­zierungs­wachstum für den Handel in ganz Afrika. Der Vorsitzende der SBM, K. C. Li Kwong Wing, führt hierzu aus: [Dies] „ist wichtig, um die – durch den Rückzug der west­lichen Banken entstandene, derzeit auf jährlich 120 Milliarden USD geschätzte – Han­dels­finanzierungslücke in Afrika, die die meisten Länder ohne die zu deren Ent­wicklung notwendigen Bankfazilitäten zurücklässt, zu schließen.“

Die Bankentwicklung unterstützen möchte auch die Finanztechnologie (Fintech). Diese hilft Gebieten mit einge­schränktem Zugang zu Finanzinstituten. Mauritius’ Regie­rung fördert Initiativen, die die Insel zum Fintech-Zentrum Afrikas machen wollen. Laut Li Kwong Wing enga­giert sich die SBM aktiv für Projekte von Blockchain bis zur Beleihung von Kryptowährungen: „Dies sind die Grundpfeiler einer innovativen Wirtschaft, mit denen Finanzinstitute, die die Zukunft mitgestalten wollen, vertraut sein sollten.“ Auch die Mauritius Commercial Bank (MCB) unterstützt den afrikanischen Markt. Mauritius’ älteste und größte Bank ist das führende Kreditinstitut des Landes. Eine der Strategien des Geschäftsführers J. Alain Law Min ist die der Bank der Banken, durch die die MCB zum bevorzugten Partner für afrikanische Banken werden will, statt auf afrikanischem Territorium zu konkurrieren.

Law Min führt aus: „Unsere Bank-Initiative benutzt ihre über Jahre gesammelte Erfahrung, um Banken auf dem afrikanischen Kontinent beim Outsourcen von Kartenaktivitäten, Beratungsdiensten in Risikoma­nagement, Strategie, Systemen, Training und Firmenfinanzierung zu unterstützen.“ Im Indischen Ozean und in Ostafrika ist die MCB in Sachen Kapitalisierung bereits die größte Bank.

Mauritius’ Finanzsektor — beste Chance zum Take-off

Der strategisch agierende Finanz- und Bankensektor bewährt sich, hält jüngsten Schocks stand und weckt das Interesse der Investoren

Der mauritische Finanzsektor macht 12% des BIP aus und trägt seit den 1990er Jahren maßgeblich zum Wachstum des Landes bei. Als ein bankdominiertes Finanzsystem verfügt es über Bankvermögen, die über 300% des BIP ausmachen. Mit den Finanzflüssen im heimischen Banksystem geht es weiter aufwärts. Mauri­tius’ starkes Bankwesen geht zurück auf dessen Rolle als Finanzzentrum im frühen 17. Jh., ein Status quo, der bis ins frühe 20. Jh. fortdauerte. Durch die Nutzung verschiedenster Währungen als Tauschmittel wurde Mauritius zu einem wichtigen Vermittler für Zahlungen und Abrechnungen. Die Finanzbehörden des Landes verbesserten Mauritius’ über die Jahre erhaltene Stellung als transparentes, kollaboratives internationales Finanzzentrum. Verschiedene Regierungen haben Maßnahmen ergriffen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auch in Zukunft garantieren sollen.

Rameswurlall Basant Roi
        Gouverneur der Bank of Mauritius

Rameswurlall Basant Roi

Die Bank of Mauritius hat während ihrer 50-jährigen Existenz, die sie 2017 feiert, ihren Aufsichtsrahmen an den besten internationalen Praktiken ausgerichtet. Laut dem Direktor der Bank of Mauritius, dem ehrenwerten Rameswurlall Basant Roi, besteht der heutige Maßnahmenkatalog aus solchen, die „als Bollwerk gegen mögliche Risiken fungieren.“ Basant Roi führt weiter aus: „Neben der normalen Arbeit, der alle Banken nachkommen müssen – Aufsichtsnormen zur Kapital­adäquanz, Zugang für große Gruppen, Leistungsbeziehungen und Fremd­währungsengagement – stellt die Bank of Mauritius systemische eskalierte Risikobetrachtungen an.“ Systemisch große Banken müssen einen Zuschlag auf die Kapitalstruktur zahlen, was sich an den Basel-III-Standards ausrichtet.

Die Bank hat für den Finanzsektor eine dreiteilige Reformstrategie erarbeitet. Dadurch will man nicht nur den Regulierungs- und Aufsichtsrahmen verbes­sern und mit den – sich rasch entwickelnden – inter­na­tio­nalen Regulie­rungs- und Aufsichtsstandards im Bankwesen Schritt halten, sondern auch die Wirksamkeit der Währungspolitik stärken und die Infrastruktur des heimischen Finanzmarkts modernisie­ren. Basant Roi hierzu: „Wir haben in unserer Pipeline einen Maßnahmenkatalog zur Stärkung der Grundpfeiler eines vorangehenden stabilen Finanzsystems.“ Die Einführung eines nationalen Zahlungs­wechselsystems mit einem starken Impetus zum Internetbanking ist dafür unerlässlich.

Pünktlich zu den 50-Jahr-Feiern wurde die Bank of Mauritius mehrfach ausgezeichnet: „Beste Zentralbank – Indischer Ozean 2017“ von der Zeitschrift Capital Finance International für ihr Engagement für technologische Innovation und nachhaltige Ent­wicklung und „Zentralbankgouverneur des Jahres 2017“ vom African Banker Magazin. Zudem hatte sie einige Premieren. So war sie eine der ersten Zentralbanken Afrikas, die ein automatisiertes Clearing­system und das Mauritius Credit Information Bureau nach dem Vorbild des belgischen Zentralbanksystems einrichteten. Mauritius hat Niederlas­sungen und Toch­ter­gesell­schaften ausländischer Ban­ken mit mitt­leren Vermögenswerten, die sich an nichtansässige und global arbeitende Unternehmen (GBC) richten. Die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der heimischen Großbanken rich­ten sich v.a. an Ansässige. Die Angst vor einem – zwischen den Finanzins­tituten entstehenden – Do­mi­no­effekt beschwichtigt Basant Roi schnell: Diese Ge­fahr „besteht in allen Netzwer­ken, in denen sich die Ver­trags­ansprüche der Finanz­institute überschneiden.

Dies hängt aber von Größe und Komplexität und von der Verflechtung der Finanzinstitute ab. „Wir befolgen Aufsichtsnormen der Regu­lierung und Überwachung, um ein sicheres, intaktes und finanziell tragbares Banksystem zu garantieren. Durch die Überholung unserer Überwachungswerkzeuge machen wir unsere Überwachungshebel risikosensib­ler“, fügt er hinzu. Die Bank of Mauritius konnte die möglichen Auswirkungen zweier makroöknomischer Vorfälle von 2016 bis auf ein Minimum reduzieren: die auf der ganzen Welt zu spürende Post-Brexit-Krise und die Neuaushandlung des Doppelbesteuerungsabkommens (DTAA) mit Indien, das – so Basant Roi – „für den gesamten GBC-Sektor Mauritius’ eine eiskalte Dusche darstellte.“

Die Banken des Landes wurden sofort darüber informiert, dass die Bank of Mauritius jede in Schwierigkeiten geratene Bank unterstützen würde. Sie arbeitete auch Richtlinien zur Aktualisierung der Liquidi­tätsrisikosteuerung und deren Ausrichtung an der Liquidity Coverage Ratio (LCR) aus. „Die Bank of Mauritius war sich darüber bewusst, wie wichtig das Minimie­ren des Repu­tationsrisikos ist, und hat ihre Richtlinien daher genauestens geprüft“, so Basant Roi.

Ein gesundes finanzielles Ökosystem

Mauritius hat ein starkes, gerechtes Justiz­system sowie – die Interessen der Investoren schützende – Eigentumsgesetze. Mehrere Initiativen unterstrichen die behördlichen An­strengungen zur leichteren Geschäftsabwicklung. Das Ministerium für Finanzdienstleistungen und gute Staatsführung hat eine Datenbank afrikanischer Unternehmen und Firmen zur Förderung des Gemein­samen Marktes für Ost- und Süd­af­rika (COMESA) eingerichtet. Der ehrenwerte Minister Dharmendar Se­sungkur: „Das große Problem beim Knüpfen von Geschäftsverbindungen in Afrika ist feh­lende Klarheit und Rechen­schaftspflicht. Ziel ist es, internationalen Investoren die zur Abwicklung sicherer Ge­schäfte in Afrika notwendigen Informationen bereitzustellen.“

Assad Abdullatiff, Vorsitzender der Verei­ni­gung von Treuhand- und Verwaltungsgesell­schaften (ATMC), die Mauritius zu einem internationalen Finanzdienstleistungszentrum machen will: „Das Interesse aus Europa und den USA an Investitionsmöglichkeiten in Afrika wird immer größer, darauf baut unser Erfolg. Mauritius hat über die Jahre ein gutes finanzielles Ökosystem aufgebaut.“ Mauritius ist auf der weißen Liste der OECD und der Arbeitsgruppe Finanzielle Maßnahmen gegen die Geldwäsche. Einfache Abwicklung und geringe Besteuerung fördern Investitionen weiter.

Mauritius: Ein regionales Geschäftszentrum

Mauritius hat eine moderne, gut diversifizierte Wirtschaft und eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Subsahara-Afrika. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Industrie, Finanzdienstleistungen, Tourismus, Informations- und Telekommunikationstechnologien sowie Agrobusiness.

Mit den Jahren hat die Insel einen Ruf als sicherer und solider Standort erworben und sich zu einem bedeutenden regionalen Geschäftszentrum entwickelt, in dem der Dienstleistungssektor mit mehr als 75 Prozent zum BIP beiträgt. Mauritius, bekannt für seine politischen Stabilität und ein anerkanntes internationales Finanzzentrum, ist der Sitz des internationalen Schiedsgerichts der Region, das eine rasche Beilegung von Handelsstreitigkeiten ermöglicht. Der Inselstaat verfügt über einen robusten Rechtsrahmen, der, was institutionelle Struktur, Haushaltsführung und Transparenz betrifft, den internationalen Best Practice entspricht. Mauritius bietet ausländischen Unternehmern und Investoren ein investorenfreundliches Klima. In den letzten Jahren hat die Regierung eine Reihe von Reformen eingeleitet, die darauf abzielen, die Geschäftstätigkeit weiter zu erleichtern und die Position des Landes als attraktive Plattform für Investitionen zu konsolidieren.

Die Weltbank listet Mauritius in ihrem Ease of Doing Business-Bericht 2016 als Nummer 1 in Afrika und global als Nummer 49. Mauritius lag 2016 auch an der Spitze des African Governance Index der Mo Ibrahim Foundation. Die Inselrepublik hat international anerkannte Gesetze zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung verabschiedet und steht auf der weißen Liste für Offshore-Finanzzentren der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Kürzlich bestätigte die OECD, dass Mauritius die globalen Standards der Steuertransparenz erfüllt, eine Auszeichnung, mit der sich außer Mauritius nur Irland und Norwegen rühmen können. Mauritius ist der erste afrikanische Staat, der ein zwischenstaatlichen Abkommens mit den Vereinigten Staaten bezüglich der Umsetzung des amerikanischen Steuergesetzes „Foreign Account Tax Compliance Act“ unterzeichnet hat. Das Land ist Mitglied der Early Adopter Group, die sich für eine frühzeitige Implementierung des globalen Standards zum zwischenstaatlichen Austausch steuerlich relevanter Informationen engagiert. Es hat sich verpflichtet, die Mindeststandards und weitere BEPS-Empfehlungen (Base Erosion Profit Shifting – auf Deutsch etwa Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung) umzusetzen.

Ein internationales Finanzzentrum Finanzdienstleistungen sind einer der Tragpfeiler des Dienstleistungssektors. Ihr Anteil am BIP liegt bei 12 Prozent. Dieser Wirtschaftszweig umfasst wichtige einheimische und internationale Akteure auf dem Bank- , Versicherungs- und Kapitalmarkt sowie im Bereich Fondsadministration, Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung, Rechtsberatung, Anlageverwaltung und Wirtschaftsberatung. Mehrere starke internationale Bankengruppen sind in Mauritius tätig. Zwei Finanzaufsichtsbehörden – die Bank of Mauritius und die Financial Services Commission – überwachen die von Banken und Nicht-Banken erbrachten Finanzdienstleistungen und gewährleisten, dass das System robust, stabil und widerstandsfähig bleibt. Der Inselstaat vereint die Vorteile eines liberalisierten Finanzsystems, niedriger Steuern sowie einer Reihe von Doppelbesteuerungsabkommen und Investitionsförderungs- und Investitionsschutzabkommen (mit je 45 und 28 Ländern), was Investoren eine zusätzliche Garantie bietet. In Mauritius sind über 20.000 global agierende Unternehmen tätig, von denen viele Verwaltungsgesellschaften, Investmentfonds und Kapitalanlagegesellschaften sind.

Als Mitglied der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika, des Gemeinsamen Markts für das Östliche und Südliche Afrika und der Indian Ocean Rim Association bietet Mauritius erhebliche Vorteile für die Einfuhr von Geldern und Anlagen aus aller Welt nach Afrika. Einen großen komparativen Vorteil stellen die Qualität der in verschiedenen Fachrichtungen ausgebildeten, mehrsprachigen Arbeitskräfte dar sowie die Qualität der physischen Infrastrukturen und der Kommunikationsinfrastruktur. Herausforderungen und Chancen Um zukünftige Herausforderungen zu meistern, hat die Regierung Reformen in die Wege geleitet, die darauf abzielen, die Wirtschaft bis 2030 zu modernisieren und ertragsstark zu machen und zugleich ein stabiles, nachhaltiges und integratives Wachstum zu ermöglichen. Außerdem werden Maßnahmen zur Förderung der digitalen Innovation und der Digitalisierung der Wirtschaft getroffen.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Bankensektor sind an internationale Best Practices angepasst. Die Bank of Mauritius ist dabei, ihren Aufsichtsrahmen auszubauen, sodass Risiken für die Stabilität des Finanzsystems besser kontrolliert werden können. Außerdem hat sie mehrere Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur der Finanzmärkte getroffen. Die Geldpolitik steht weitgehend mit dem Ziel, Preisstabilität zu erreichen und den Wirtschaftswachstum zu unterstützen, im Einklang. Mit diesen Initiativen hat Mauritius den richtigen Kurs zur Wahrung der makroökonomischen und finanziellen Stabilität eingeschlagen und sichert die Bonität und Attraktivität des Standorts.